2013•088 - T E X T:
DREI BILDFENSTER – AULASCHMUCK FÜR DAS DIONYSIANUM
Eine Betrachtung von Ludger Meier
Mit einem in mehrerer Hinsicht glanzvollen
Ereignis, dem Einsetzen dreier kunstvoll
ausgestalteter Farbfenster in die
Südwand der Aula, konnten vor nunmehr
100 Jahren Neubau, Einrichtung und Ausschmückung
des Gymnasium Dionysianum
abgeschlossen werden. Zwar diente
der stattliche, viel bewunderte Schulneubau
bereits seit 1909 seiner Bestimmung;
allerdings fehlte dem Festraum,
der Aula, noch die Bekrönung seiner
künstlerischen Ausgestaltung: jene drei
im Spätsommer 1912 in die Südwand der
Aula eingesetzten Farbfenster. Ihnen –
wie auch der gesamten Ausschmückung
des Schulneubaus – maß damals der
Schulleiter Direktor Dr. Anton Führer einen
hohen Stellenwert bei der Erfüllung
des Erziehungs- und Bildungsauftrags
der Schule zu.
Dr. Führer dokumentierte seine Auffassung
in einem Schreiben vom 19. Juli
1909 an den „Minister der geistlichen,
Unterrichts- und Medizinal – Angelegenheiten
im Königreich Preußen“. Das Dokument
dafür liefert der Entwurf eines
„Bettelbriefes“ an den Minister. Er befindet
sich im Archiv des Dionysianums. Da
der Brieftext die Planungs- und Handlungsmaxime
des Direktors bei Bau und
Ausstattung und damit An- und Aussehen
des von ihm entscheidend mit geplanten
Schulbaus erläutert, ist er hier ungekürzt
wiedergegeben.
„Betr.: Staatsbeihilfe für die Ausschmückung
der Aula. Hierdurch bitte ich, dem
hiesigen Gymnasium für die Ausschmückung
der Aula des neuen Gymnasialgebäudes
insbesondere für die Beschaffung
von bunten Glasfenstern eine Beihilfe von
3000 M von der königlichen Staatsregierung
erwirken zu wollen.
Das neue Gymnasialgebäude, das am 21.
Sept. d.J. seiner Bestimmung übergeben
werden soll, wird durch zweckmäßige
Anlagen und musterhafte Einrichtungen
allen Ansprüchen der Schule genügen und
verspricht zugleich im Inneren und Äußeren
eine hervorragende Zierde der Stadt
zu werden. Die Stadt hat dafür abgesehen
vom Bauplatz ein Baukapital von 350.000
M zur Verfügung gestellt, eine Leistung, die
gewiß hohe Anerkennung verdient. Daneben
hat sich auch die private Opferwilligkeit
in sehr erfreulicher Weise bekundet,
indem eine ganze Reihe von Bürgern ihr
Interesse am Gedeihen der Anstalt durch
namhafte Geschenke für die künstlerische
Ausschmückung des Gebäudes tätigten. So
haben zwei hervorragende Gönner für die
Anfertigung von sechs Gemälden für die
Eingangshalle nach den Entwürfen, die
einst der verstorbene Prof. Albert Bauer
für die Kaiserpfalz in Goslar geschaffen hat
und die bei jenem Wettbewerb mit dem
ersten Preis ausgezeichnet worden waren,
die sämtlichen Kosten übernommen. Ein
junger Maler, H. Krahforst in Aachen, der
bereits im Auftrage der Stadt Aachen für
das dortige Kaiser Karl Gymnasium mehrere
Bilder gemalt hat, ist mit der Anfertigung
unserer Gemälde beauftragt und
wird bis zur Einweihung unseres Gymnasiums
wenigstens ein Bild fertigstellen.
Ein anderer Gönner unseres Gym. hat den
Düsseldorfer Maler Karl Murdfield mit
der Anfertigung eines großen Bildes Kaiser
Wilhelms II. beauftragt, das ebenfalls
rechtzeitig fertig sein wird. Von verschiedenen
anderen Bürgern der Stadt wurden
mir ferner 4000 M zur Verfügung gestellt,
um das Innere des Gebäudes durch die
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