2015•179 - T E X T: Bürgermeister Ludger Meier ANSPRACHE ZUR BEGRÜSSUNG DER TEILNEHMER AM FESTAKT ZUM BESTEHEN DES GYMNASIUM DIONYSIANUM SEIT 325 JAHREN 7. September 1984 Meine sehr geehrten Damen und Herren! Am Beginn aller Entwicklung der Schule, deren Jubiläum in diesen Tagen festlich begangen wird, am Beginn auch dieses Festtages, steht Dionysius, Patron der ältesten Pfarrei unserer Stadt. Was wir zu seinem Leben und Wirken überliefert bekamen, ist mehr dem Bereich des Legendären als dem der Geschichtsschreibung zuzuordnen. Dr. Heinrich Bröcker geht in einem bemerkenswerten Beitrag in der Festschrift zum Jubiläum des Dionysianums der frühen Legendenbildung um die Gestalt des hl. Dionysius von Paris nach. Vor den Toren jener Stadt verehrt man das Grab des hl. Dionysius. Darüber wurde ein Kloster – St-Denis – errichtet, in dem die Mönchsgemeinschaft ihr Leben und Wirken nach der Regel des hl. Benedikt gestaltete. Einer ihrer Vorsteher, Abt Hilduin von St-Denis, schrieb 835, somit drei Jahre vor der ersten, in eine kaiserliche Schenkungsurkunde aufgenommene Erwähnung des Hofes Reni, der Keimzelle unserer Stadt Rheine, eine „Passion des Dionysius“. St-Denis war damals und blieb es bis in die Zeit der Französischen Revolution ein Prototyp jener Klöster, ohne die Europa in seiner heutigen Prägung und Gestalt nicht zu denken ist. Mönche – sie „beteten und arbeiteten“ nach der Regel des Patrons Europas, des hl. Benedikt – feierten in St-Denis Gottesdienst und lebten ihre monastische Spiritualität. Sie errichteten eine europaweit wirkende Bildungsstätte. Das Kloster wurde Grablege für viele Könige Frankreichs vom Merowinger Dagobert bis zum Bourbonen Ludwig XVIII. 750 verlieh ihm König Pipin, Vater Karls des Großen, das „Martyrium für die Heiligenverehrung“. Im dunklen 9. Jh. war die Benediktinerabtei vor den Toren der wachsenden Stadt Paris Verteidigungswall gegen Normanneneinfälle. Man bestimmte es zum Aufbewahrungsort für die Reichsinsignien. In der Mitte des 12. Jh. entstand im Kirchenneubau in St-Denis der noch heute bewunderte Prototyp für gotische Kathedralen. Sein Bauherr hieß Suger, 1122 - 1151 Abt in St-Denis, einer der bedeutendsten Äbte des Mittelalters. Dionysius stand am Beginn der Entwicklung dieses Klosters; zur Zeit der Blüte des Klosters St-Denis im 12. Jahrhundert wurde es von Abt Suger geleitet. Ihm, der als Klosterschüler in die Schule von St- Denis eintrat, rühmt man hohe Geistesgaben nach. Er wusste sie zu entwickeln und für die Menschen seiner Zeit wirksam einzusetzen. Ob seiner Verdienste wurde er später in Frankreich „Vater des Vaterlandes“ genannt. Damals wie heute sah man in ihm die Personifikation
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