2017•203 - T E X T: Als Pensionär zum Dr. phil. promoviert Oberstudiendirektor i. R. Herbert Huesmann erfüllt sich mit Promotion einen lang gehegten Wunsch „Erhalte mich, Herr, so liebenswert wie ich bin, denn ein alter Griesgram ist das Königswerk des Teufels.“ Der Losung, die Oberstudiendirektor i. R. Herbert Huesmann anlässlich seiner offiziellen Verabschiedung in den Ruhestand vor mehr als fünf Jahren sich selbst augenzwinkernd mit auf den Weg gab, ist er wahrhaftig treu geblieben. Huesmann hat die Freiräume seit seiner Pensionierung genutzt und sich seinen lang gehegten Wunsch erfüllt. „Schon als junger Mann hatte ich die Absicht zu promovieren, konzentriert an einem Thema zu arbeiten, mich voll und ganz in eine Aufgabe einzuarbeiten. Biografische Argumente und die Anforderungen des Arbeitslebens sprachen dagegen. Dass es nun geklappt hat, freut mich sehr.“ 550 Seiten stark ist Huesmanns Werk mit dem Titel „Das Erzählwerk Cécile Wajsbrots – Eine literarische Suchbewegung“. Zum Dr. phil. promoviert wurde der gebürtige Rheinenser und langjährige Schulleiter des Gymnasium Dionysianum im Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft der Universität Osnabrück. Möglich gemacht hat das insbesondere Professor Dr. Andrea Grewe, die ihn als externen Doktoranden betreut habe, sagt Herbert Huesmann. Er ist dankbar für die für ihn so wichtige Chance, seine Promotion erfolgreich abzuschließen. Dass die Dissertation nun auch in die „Editions lendemains“ des Tübinger Verlags Narr-Francke-Attempto aufgenommen und das dicke Buch mit blauem Einband seit wenigen Tagen bundesweit über den Buchhandel zu erwerben ist, erfüllt Huesmann, den Rheine als äußerst zurückhaltenden Bürger kennt, mit einem Quäntchen Stolz. Zu recht. Denn Herbert Huesmann hat sich aufs wissenschaftlich Präziseste mit dem Erzählwerk der 1954 als Tochter polnischer Juden in Paris geborenen Schriftstellerin, Essayistin und Übersetzerin auseinandergesetzt. Den Freiraum seines Pensionärsdasein nutzte der studierte Anglist und Romanist zunächst für die Lektüre des Originalwerks „seiner“ Autorin. Daraus ergab sich eine „Konzentration der Analyse auf die Aspekte Raum und Bewegung“, erläutert Huesmann. Inzwischen ist er Cécile Wajsbrot auch persönlich begegnet. Die Autorin zeitgenössischer französischsprachiger Literatur gilt als Pendlerin zwischen den Lebenswelten in Paris und Berlin, wobei die Bedeutung von Räumen und Bewegung in ihrem Werk verschiedene Aspekte und Interpretationen ermöglicht. Persönliche Konflikte – resultierend aus den Nachwirkungen des Zweiten Weltkrieges, des Holocausts und des Verlustes der Heimat – kennzeichnen die handelnden Figuren Wajsbrots, die in der einen oder anderen Weise zwischen zwei Welten leben. Auch weist ihr Werk enge Bezüge zu historischen und aktuellen politisch-gesellschaftlichen Entwicklungen sowie zu verschiedenen Bereichen der Kunst auf, was Huesmann in seiner Dissertation gründlich erforscht und hinterfragt. MV vom 14.06.17
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