2019•033 - T E X T: Grußwort von Goldabiturient Prof. Dr. Peter Funke, Abiturientia 1969 Liebe Abiturientinnen und Abiturienten, sehr geehrter Herr Meer, verehrte Festgemeinde, im Namen der Abiturientia des Jahrgangs 1969 danke ich Ihnen, liebe Abiturientia des Jahrgangs 2019, sehr herzlich für die Einladung zu dieser Festfeier. Für uns 69er ist es eine Wiederkehr nach vielen Jahren, für manchen sogar Jahrzehnten. Wir sind sehr dankbar, dass Sie uns in Ihren Kreis der Feiernden miteingeschlossen haben und dass Sie uns auf diese Weise auch untereinander wie auch unserer alten Schule wieder nähergebracht haben. Für mich ist die mir heute zugedachte Rolle, für den 69er Gold-Jahrgang ein Grußwort an Sie zu richten, ein Déjà-vue-Erlebnis ganz besonderen Art: Fast auf den Tag genau vor 50 Jahren, am Donnerstag, den 19. Juni 1969, einem Tag mit wechselhaftem Wetter bei knapp über 20 Grad, befand ich mich in der gleichen Situation – allerdings noch in der Aula des Dionysianums –, als ich die Festrede unserer Abiturientia zu halten hatte. Damals war es – glücklicherweise! – jenseits aller meiner Vorstellungen, noch einmal nach 50 Jahren eine Abi-Rede halten sollen. 50 Jahre! – allein schon die zeitliche Perspektive hätte mich schaudern lassen. Heute habe ich als Historiker – zumal als Althistoriker – mit derart „kleinen“ Zeiträumen weitaus weniger Probleme. Die Bitte um diese Rede war Anlass für eine Rückbesinnung, die sich aber nicht in einer Feuerzangenbowle-Romantik erschöpfen sollte. Vielmehr stellte sich mir im Rückblick die Frage: Was waren wir eigentlich für ein Jahrgang, der da 1969 – aufgrund eines verkürzten Schuljahres um ein halbes Jahr Schulzeit betrogen oder auch erleichtert – fortging oder (auch das lässt das lateinische Wort abire zu) davongekommen war. Weinkenner haben unseren Jahrgang als einen „mittleren bis guten Jahrgang“ bewertet, fügen aber hinzu, dass für unseren Jahrgang die Regel wie für andere „schwierige Jahrgängen“ gelte: „aus guten Flaschen ausgezeichnet zu trinken. Originale Weinrarität in der Flasche gealtert“. Keine so schlechte Charakterisierung. Damit kann man doch leben. Alles braucht eben seine Zeit und eine gute Flaschengärung sei auch Ihnen künftighin zugestanden. Bei der Rückbesinnung auf das, was uns damals bewegte, stieß ich auch auf alte Zeitungsartikel aus der hiesigen Lokalpresse, die davon berichteten, dass wir damals unsere Abschlussfeier zeitgemäßer gestaltet und eine neue zukunftsträchtige Form gefunden hätten. So recht weiß ich heute allerdings nicht mehr, worin dieser vorgebliche
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